Zurück in Lecce, in der alten Heimat. Mit einer neuen Musik. Aus Genua, unserer zukünftigen Heimat.

Auf dem Rückweg aus den Bergen – ich gestehe: die Woche Schnee und Ski auf 2.000 Metern war, nun der Öst’reicher dät sag’n „supa guat“, die Hamburgerin in mir würde eher „schon schön“ formulieren, die Italienerin ein „bell-iss-i-ma“ hauchen und mit Geste und eindringlichem Blick untermalen – also, auf der Rückfahrt haben wir einen Schlenker über Genua gemacht. Wohnung suchen. Sind schließlich nur noch gute drei Monate bis zum Umzug. Eine Wohnung haben wir noch nicht gefunden, aber schon mal den kulturellen Horizont etwas erweitert.

Also, Fabrizio de Andrè. Ich gestehe, dass mir das eine oder andere Lied von ihm geläufig war, wenigstens Andrea, das kennen wir doch alle, oder? Sein wahrhaftiger Mythos ist allerdings in meinem sechsjährigen Leben in Süditalien glatt an mir vorbei gezogen. 1940 in Genua geboren, 1999 gestorben, jung genug, um eine Legende zu werden. Liedermacher und Anarchist, der den Stoff für seine Lieder in den Gassen von Genua fand, bei den Huren und Proleten, den Ausgestoßenen und Verlierern. Der die klassischen großen Themen – die Liebe, den Krieg, die Freiheit, den Tod – in poetische Portraits verwandelte.  Und natürlich immer wieder: Genua.

Zum 10. Todestag ehrt die Stadt nun Fabrizio de Andrè mit einer Ausstellung, in der alle multimedialen und interaktiven Register gezogen werden. Nicht in irgendeinem versteckten Kulturzentrum, sondern im zentralen Palazzo Ducale mit richtig viel tam-tam. Ein gesellschaftsfähiger Anarchist in Berlusconilandia. Das ist doch ein zarter Schimmer der Hoffnung. Wie sang einst Rio Reiser bei Ton-Steine-Scherben: „Wenn die Nacht am tiefsten steht, ist der Tag am nächsten …“?

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