Das ist die neue Hütte des italienischen Ministerpräsidenten. Nein, nicht am Roten Meer, wo er mit dem ehrenwerten Onkel seiner Herzensbrecherin Ruby in den Ruhestand schnorcheln könnte. Ach was, Ruhestand, Berlusconi ist Unternehmer, ein Mann der Tat und das hat er heute einmal mehr allen gezeigt – live, auf allen Kanälen, bei schönstem Wetter auf der Mittelmeerinsel Lampedusa. Dort gibt es nämlich richtig was zu retten, und da lässt sich der von Skandalen und Prozessen gebeutelte Cavaliere nicht zweimal bitten. Vor Wochen schon hatte Minister Maroni vor diesem „Exodus“ gewarnt, vor der Flutwelle der afrikanischen Flüchtlinge, die über Italien hereinbrechen würde. Arabischer Frühling schön und gut, aber wer soll die alle durchfüttern? Nun sind sie tatsächlich gekommen und es werden noch mehr kommen und wie viele nicht angekommen, sondern auf der Überfahrt ertrunken sind, das will niemand wirklich wissen. Rund 5000 Flüchtlinge aus Nordafrika sind derzeit auf der winzigen Insel, Menschen für die es kaum Unterkünfte, Kleidung, Essen, sanitäre Anlagen gibt. Als ob sie plötzlich, wie ein Tsunami über Lampedusa hereingebrochen wären.

Viele Bewohner von Lampedusa sammeln Kleidung bringen Essen, das, was sie grade haben. Und Berlusconi? Der Papi mit dem großen Herzen für bedürftige Mädchen? Es werden Schiffe kommen, verspricht er, und die werden die Flüchtlinge abholen und in Zeltdörfer in ganz Italien verteilen – nicht in den Norden natürlich, denn das Klima nahe der Alpen bekommt den Afrikanern nicht, findet Umberto Bossi, Minister und Chef der Lega Nord. Und wenn sie alle weg sind, dann kommt das Militär und putzt die Insel. So wird’s gemacht, verspricht Berlusconi inmitten seiner Claqueure, innerhalb von ein oder zwei Tagen sei das Problem gelöst. Piazza pulita, tabula rasa mit den Flüchtlingen  – das glaubt ihr nicht? Na, wartet ab, welch lustige Überraschung sich der Regierungschef für seine Bürger von Lampedusa ausgedacht hat: Damit sie ihm vertrauen, muss er einer von ihnen werden. Wie bitte? Ganz einfach: Berlusconi hat sich gestern morgen kurzentschlossen ins Internet gehängt, eine Villa auf der Insel ausgegraben – und drei-zwei-eins-meins! – gekauft! Applaus brandet auf und da lacht er ausgelassen, der Silvio, dieser Schlawiner. Nun ist er einer von ihnen, ein echter Lampedusano. Ihre Probleme sind jetzt auch seine Probleme – ist das toll?

Über den Golfplatz und ein Casino, ja tatsächlich, ein Casino!, könnte man bei anderer Gelegenheit reden, versprach Silvio noch, vielleicht bei einer Partie Karten in seiner neuen  Villa „Due Palme“?  330 Quadratmeter, direkt am Strand mit Garten und lauschiger Terrasse, Kaufpreis unbekannt. Die eine und andere Million wird’s gekostet haben, Papi hat mal wieder große Spendierhosen angehabt. Nur nicht für die, die vor den Bomben seines Bunga-Bunga Freundes Ghedafi flüchteten, deren Not für ihn nicht mehr als die Kulisse für einen populistischen Auftritt ist. Tatsächlich wäre das Anwesen natürlich auch eine feine Notunterkunft. Im Zweifel für … naja, was die Ägypter geschafft haben, sollte in Italien nicht unmöglich sein.

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