Silvio Berlusconi's signature.
Image via Wikipedia

Was für ein Tag!

9.30 Uhr: Silvio Berlusconi beginnt seinen Tag und verlässt Mailand – Börse bei minus zwei Prozent.

11 Uhr: Der Journalist Giuliano Ferrara, 180 Prozent Berlusconi ergeben und vermutlich sein Ghostwriter, erklärt, Berlusconi wird zurücktreten – Börse im Steigflug.

13 Uhr: Berlusconi dementiert. Börse stürzt ab.

13.30 Uhr: Ferrara präzisiert: Eine Minute nach dem Vertrauensvotum tritt Berlusconi zurück, Wahlen im Januar. Börse krabbelt nach oben.

Seitdem brodeln die Gerüchte, im Netz wird fröhlich getwittert, eine Stimmung wie Sylvester kurz vor Mitternacht, wenn die ersten Raketen zu früh am Himmel leuchten. Zeit also für ein Resümee, ein „best of …“? Vorsicht, Vorsicht, bislang zischelt Berlusconi nur: „Ich bleibe. Den Verrätern will ich ins Gesicht sehen“.

Aber irgendwann werden Politologen, Soziologen, Medienwissenschaftler und Historiker die Jahre des Silvio erforschen und unter diversen Aspekten Antworten suchen auf die Frage: „Wie konnte es soweit kommen?“

Aber auch soweit muss es erstmal kommen, Voodoo hin, Voodoo her. Trotzdem. Eine erste kleine Hilfestellung für all die schlaubergernden Wissenschaftler der Zukunft könnte der „Vertrag mit den Italienern“ sein, den Berlusconi im Mai 2001 live und feierlich im Fernsehstudio bei seinem Lieblingsjournalisten Bruno Vespa unterschrieb. Einer der genialsten Medienstreiche des Cavaliere.

Fehlte nur noch der Siegelring des Cavaliere. Dieser Auftritt, der das letzte Jahrzehnt Berlusconismo stilecht einleitete, dürfte in das kollektive Gedächtnis der Italiener eingebrannt sein. Sollte er am Ende der Legislaturperiode nicht vier der fünf Programmpunkte umgesetzt haben, würde er nicht wieder kandidieren. Versprach Berlusconi. Damals, im Mai 2001.

Kein einziger der frommen Wünsche – ob Steuersenkungen (nie waren die Steuern so hoch wie heute) oder große Infrastrukturmassnahmen (von der Brücke nach Sizilien existiert bis heute nur ein Plastikmodell, aber Milliarden wurden für Planungen und allerlei Gutachten verschwendet) nicht ein einziger holder Programmpunkt wurde bis heute umgesetzt. Aber wenigstens sein allerletztes Versprechen, das könnte er doch nun endlich erfüllen.

One thought on “ Voodoo gegen Bunga Bunga – Tag 6 ”

  1. . . . und das Groteske an der Sache ist, dass es 2013 Leute gibt, die behaupten, B. hätte seine Programmpunkte ja gern erfüllt, aber die Opposition hat sich immer gegen alle seine Pläne gestellt und ihn blockiert. Er ist schon wieder omnipräsent im TV und, obwohl er nun doch nicht kandidieren will, würde mich am Ende gar nichts mehr wundern.

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