… na ja fast. Langsam und unauffällig schlich sich Raphael Gualazzi bei der Punktevergabe von hinten an – er ist einfach zu höflich – und fast hätte er’s noch geschafft! Überrundete die Schnallies aus Schweden und vor allem diesen Angeber mit Michael Jackson Handschuh aus … wo kam er noch her? Raphael Gualazzi, der ja eigentlich und unüberhörbar ein wahrhaftiger Jazzer ist, sass vermutlich hinter der Bühne, guckte sich die schrillen Jungs und Deerns auf der Bühne an und mag sich nur gefragt haben, wo um alles in der Welt er in Düsseldorf gelandet sein mag?
In Italien ist sein furioser zweiter Platz den Sonntagszeitungen zwar kaum eine Schlagzeile wert, aber die muntere Plauderrunde im italienischen Fernsehen zum ESC war trotzdem höchst amüsant: während im Hintergrund die Punkte vergeben wurden, schnatterte man schlauschwätzend dahin, tröstete liebevoll den französischen Studiogast oder klopfte ihm auf die Schulter, wenn die französische Arie auch mal ein paar Pünktchen bekam, und war insgesamt so gar nicht objektiv und ausgewogen. Die Moderatorin hüpfte abwechselnd aus ihrem Sesselchen, klatschte in die Hände, rief „Forza Rapha!!“ und knirschte kurz darauf mal wieder düster „A-ser-bai-dschan …!“ Am Ende gab’s klare Worte für die Sieger „kommerzieller geht’s nicht“ und mal ehrlich, hatte in der Musikwelt bislang jemand Aserbaidschan auf der Rechnung? Na bitte. Erinnert am Tag danach noch jemand den Song? Nicht wirklich, gell? Wer also hat gewonnen?
Zur Feier des Tages – und um noch mal klarzustellen, wer der Quasigewinner tatsächlich ist, ein komplettes Konzert aus dem Mailänder „Blue Note“. Buon ascolto!