„Brüder Italien’s, Italien hat sich erhoben“, singt heute ganz Italien und feiert die 150 Jahre junge Einheit des Staates nach Jahrhunderten der Zersplitterung und Fremdherrschaft. Den Text der Nationalhymne schrieb der patriotische Student Goffredo Mameli aus Genua. Die „Mameli“ wurde 1847 zur Hymne des Risorgimento, der aufständischen Bewegung zur Einigung Italiens. Ganz Italien singt und feiert am 17. März? Nein, nicht ganz Italien.
Schon während der Vorbereitung zum Fest kam bestenfalls gedämpfte Partystimmung auf. Die Lega Nord will sich nicht wirklich mitfreuen, denn was hat der Norden mit der Einheit Italiens am Hut, mit den armen Schluckern im Süden, mit den „Räubern aus Rom“? Gut einige Abgeordnete und Minister der Lega Nord sichern die Mehrheit der nationalen Regierung. Ohne ihre Stimmen, wohlgemerkt: einer Regionalpartei, könnte Berlusconi schlicht einpacken. Das hat natürlich einen Preis, mit denen sollte er es sich also besser nicht verscherzen. Während in Italien also grün-weiß-rote Flaggen vor Fenstern und Balkonen flatterten, schwenken im Norden viele Freunde der Lega die grüne Flagge von Padania, einem zukünftigen Kleinstaat am Flußlauf des Po. Zwar wurde auch im Regionalparlament der Lombardei eine Feierstunde zu 150 Jahren italienischer Einheit abgehalten, aber müssen sich der Vizepräsident der Region und seine Parteifreunde von der Lega die Nationalhymne wirklich antun und im Parlament mitträllern?
„Es vereinige uns eine einzige Flagge, eine Hoffnung: Auf dass wir verschmelzen, wofür die Stunde hat schon geschlagen“. nach derlei Gesang war den Herren, die stets mit grünem Tüchlein im Anzug auftreten, am Dienstag morgen offensichtlich nicht. So ganz und gar nicht. Sie verließen demonstrativ entspannt den Plenarsaal und stärkten sich in der Bar bei Capuccino und Brioche. Dabei stammten die meisten Freiheitskämpfer, die sich damals Garibaldi und der Bewegung der Einigung anschlossen vor allem aus … ja, woher wohl? Aus Norditalien. Und die „Mameli“, die später Nationalhymne wurde, war seit 1847 ihr Kampflied.
Daran erinnerte kürzlich Roberto Benigni als er den Italienern auf dem Schlagerfestival in San Remo bei maximalen Einschaltquoten eine fulminante Geschichtsstunde verpasste. Benigni rezitierte die „Mameli“ und erzählte den Italienern von ihrer Revolution. „Vereinigen wir uns, lieben wir uns. Die Einheit und die Liebe offenbaren den Völkern die Wege des Herrn“, so singt das Volk. Mit der Liebe sei es wie mit dem Tod, meinte Benigni: Entweder man ist tot oder nicht. Ein bisschen Tod gibt es nicht. Entweder man liebt. Oder eben nicht.
So sang Benigni zum Abschluss die Mameli.